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Ab in die Ferne mit ERASMUS

Kennst Ihr das?

Nachdem ich schon 2009/2010 sechs Monate mit Work-and-Travel in Neuseeland verbrachte, plagte mich relativ schnell wieder das Fernweh. Als ich Ende 2014 durch die Halle der Universität Bielefeld schlenderte, umgeben von Infoständen der verschiedensten Anbieter zum Thema Auslandsaufenthalte, da passierte es wieder: Es ist um mich geschehen. Der Entschluss war gefasst – ich würde wieder für eine längere Zeit ins Ausland gehen.

Mit diesem Beitrag möchte ich Euch erzählen, warum ich mich letztendlich für das Austauschprogramm ERASMUS entschieden habe, was es dabei zu beachten gibt und warum ich es jedem weiterempfehlen würde! Letztendlich gibt es diverse Anbieter für Auslandsaufenthalte oder aber man organisiert den Aufenthalt selbst als freemover. Ich habe mich für 2 Semester an der University of Oulu in Finnland beworben und wurde dort auch angenommen.

Sicherheiten durch das Programm

Erasmus als Organisation gibt es schon seit 1987 und hat sich seitdem zu einem großen Programm in Bezug auf Mobilität von europäischen Studierenden entwickelt. Der Bekanntheitsgrad und die Größe bringen dabei einen beträchtlichen Anteil an Sicherheit mit sich. Diese Sicherheit wird sicherlich nicht von jedem gewünscht und gebraucht, war für mich aber ein ausschlaggebender Punkt.

Die Große ermöglicht es zudem, dass die Studenten durch Koordinatoren vor Ort (jeweils an der Heimatuniversität, als auch an der Gastuniversität) betreut werden können. Ich für meinen Teil habe die Erfahrungen gemacht, dass ich von beiden Koordinatoren hervorragend betreut wurde – sei es persönlich oder via E-Mail – sie waren jederzeit ansprechbar und haben mir bei organisatorischen Fragen bezüglich des Ablaufs und der Integration meines Aufenthalts sehr geholfen.

Gleichzeitig gibt es in vielen Universitätsstädten „Erasmus Student Network“ (ESN) Vereinigungen. Diese Vereinigungen sind, von Studenten oder anderen Freiwilligen, organisierte Gruppen für Erasmusstudierende. Sie bieten die Möglichkeiten sich mit Gleichgesinnten zu treffen, bieten Hilfestellung bei der Organisation des täglichen Lebens im Gastland und organisieren zudem jegliche Events (von monatlichen Partys bis hin zu Reisen im In- und Umland). Ich habe viele Angebote von ESN vor Ort wahrgenommen und genossen. Würde es in Bielefeld auch ESN geben, wäre ich schon längst beigetreten – es hilft dabei neue Leute kennenzulernen, internationale Kontakte zu knüpfen und macht einfach einen Heidenspaß.

Der Vertrag – Sicherheiten, aber auch Verpflichtungen und Länge des Aufenthalts

ERASMUS+ Vertrag

Alles bei ERASMUS+ (Namensänderung durch Weiterentwicklung ab 2014) ist durch einen Vertrag abgesichert, der bei Annahme des Platzes unterschrieben wird. In diesem Vertrag ist alles festgelegt: Von Ort und Dauer des Aufenthaltes, der Höhe des Stipendiums, dem Einreichen des Learning Agreements und Ähnlichem. Auch wenn es kleine Abweichungen bei der Höhe des Stipendiums oder anderen Verpflichtungen geben kann, ist die Grundstruktur für teilnehmende Universitäten in allen Ländern gleich und gewährleistet so eine Gleichberechtigung und ermöglicht den Auslandsaufenthalt für Studierende aller Länder. Eine Verpflichtung kann (je nach Universität) auch sein, nach der Heimreise einen Erfahrungsbericht zu schreiben oder sich zur Verfügung zu stellen, während einer Informationsveranstaltung zu Auslandaufenthalten etwas über seinen Aufenthalt zu erzählen.

Ein Erasmus+ Aufenthalt kann pro Studienphase drei bis zwölf Monate betragen. D.h. Ihr könntet theoretisch ein Jahr in Eurem Bachelor, ein Jahr in Eurem Master und ein weiteres Jahr während Eurer Promotion ein ERASMUS+ Stipendium bewilligt bekommen.

Große Anzahl an teilnehmenden Universitäten – Die Bewerbung

ERASMUS+ Mitgliedsstaaten erstrecken sich, wie man im Teil des Namens schon erkennen kann (European community action scheme for the mobility of university students), fast über die ganze Europäische Union einschließlich Schweiz, Norwegen, Island, Lichtenstein, Türkei und Kroatien. Allein die Zahl von 27 teilnehmenden Ländern bietet schon eine große Auswahl an möglichen Gastuniversitäten. Zudem hat jede Fakultät ihren eigenen ERASMUS+ Koordinator/Beauftragten und handelt mit zur Fakultät und Studiengang passenden Universitäten Verträge aus. Dadurch wird neben der großen Auswahl auch gewährleistet, dass die Universitäten Veranstaltungen anbieten, die in das eigene Studium integriert werden können.

Ich selbst konnte mich durch meinen Studiengang (Bildungswissenschaften für Grundschule mit integrierter Sonderpädagogik und dem Fach Sachunterricht) an den vier Fakultäten, welche Teil meines Studiums sind, für eine Gastuniversität entscheiden. Die Universität Bielefeld bietet dafür eine Webseite, auf der die Austauschkooperationen nach Fakultät aufgelistet sind. Hierbei sollte allerdings beachtet werden, welche Sprachen Ihr sprecht. Da ich als Zweitsprache nur Englisch spreche, kam für mich nur ein englischsprachiges Land (z.B. Großbritannien) oder Skandinavien (da viele Veranstaltungen in Englisch angeboten werden) in Frage. Bei allen anderen Ländern auf gleicher Höhe von Deutschland, der Schweiz und Österreich bzw. südlich davon, muss man meistens die Landessprache sprechen, um Veranstaltungen vor Ort besuchen zu können – nur Englisch reicht dabei nicht.

Wenn man sich für drei mögliche Gastuniversitäten entschieden hat (man gibt seinen Hauptwunsch und zwei weitere Wünsche, nach Prioritäten sortiert, an) schreibt man eine Bewerbung an den Beauftragten seiner Fakultät. Diese Bewerbung sollte neben einem Anschreiben, einem Motivationsschreiben, einem Nachweis des bisherigen Studienverlaufs, einem Empfehlungsschreiben eines Dozenten, auch einen Sprachnachweis (mindestens B1 in der Unterrichtssprache der Gastuniversität) enthalten. Ich habe die Erfahrung gemacht (und auch in Gesprächen mit den Koordinatoren herausgefunden), dass bei der Bewerbung nicht allzu sehr auf die bisherigen Noten geachtet wird – viel wichtiger ist das Motivationsschreiben. Also das, was du als Mensch mitbringst und inwieweit ein Auslandsaufenthalt für deine Persönlichkeitsentwicklung von Bedeutung sein kann.

Der Sprachnachweis für Englisch wird nicht zwangsweise bei der Bewerbung benötigt. Nach der Zusage bekommt man einen Link und Zugangsdaten zu einem Sprachtest von ERASMUS+. Selbst für den Fall, dass man dort nicht das benötigte Level erreicht, heißt das nicht, dass man nicht fahren kann. In diesem Fall soll man auf der Webseite einen Online Sprachkurs durchführen, aber der Aufenthalt ist nicht gefährdet.

Neben der Sprache solltet ihr bei der Planung zudem den Semesterturnus der Gastuniversität beachten. Deutschland und z.B. auch Österreich, haben einen anderen Turnus als viele andere Ländern. Wir sind es gewohnt, dass unser Wintersemester von Oktober bis Februar und das Sommersemester von April bis Juli geht: Das wird aber von nur wenigen Ländern geteilt. In Finnland z.B. gibt es das Herbstsemester von September bis Dezember und Frühjahrssemester von Januar bis April – dies kann zu Überschneidungen führen und ihr müsst damit rechnen, Kurse eher beenden zu müssen bzw. später beginnen zu können.

Zudem ist es bei der Bewerbung noch wichtig zu beachten, dass die Bewerbungsfristen und die Anforderungen von Fakultät zu Fakultät variieren – also: Immer frühzeitig informieren!

Transparenz bei Anerkennung von Studienleistungen – Das Learning Agreement

Das Learning Agreement

Ein Teil des ERASMUS+ Vertrages ist darüber hinaus das sogenannte Learning Agreement. In diesem legt man bereits vor Antritt seiner Reise fest, welche Veranstaltungen man an der Gastuniversität belegen wird und welche davon nach der Heimreise in das eigene Studium an der Heimatuniversität angerechnet werden. Dieses wird vor Abreise mit Hilfe des Koordinators vor Ort ausgefüllt und unterschrieben. Auch hier habe ich große Unterstützung durch meine beiden Koordinatoren erfahren, sei es bei dem Zusammenstellen der Stundenpläne (es mussten bei mir 30 Credits pro Semester erworben werden – aber auch das variiert von Uni zu Uni) oder bei dem Vergleich der Modulbeschreibungen. Nach der Ankunft an der Gast-Uni kann das Learning Agreement bei Bedarf noch einmal bearbeitet werden, falls Veranstaltungen gewechselt oder nicht belegt werden können. Anschließend wird es auch von dem Koordinator an der Gastuniversität unterschrieben.

Durch die vertraglich festgelegte Transparenz weiß man bereits vor dem Aufenthalt, welche Veranstaltungen für einen selbst wichtig sind, wie sie in das eigene Studium integriert werden und das ist für alle drei Parteien verbindlich. Mir gab auch das ein Gefühl von Sicherheit – die Sicherheit zu wissen, dass die Zeit im Ausland gut genutzt ist und keine verlorene Zeit für das Studium ist. Ich wusste also bereits vor Antritt meiner Reise, was mich erwarten wird – zumindest die Kurse in der Uni betreffend. Allerdings besteht das Learning Agreement vertraglich nur mit der Fakultät, bei der man sich beworben hat. Um sich im Nachhinein noch zusätzliche Veranstaltungen, welche nicht Fakultätszugehörig sind, anrechnen zu lassen, ist ein wenig Eigeninitiative gefragt. Aber nachdem ich all meine drei anderen Prüfungsämter abgeklappert hatte, konnten mir noch zusätzliche fünf Veranstaltungen angerechnet werden, die nicht Teil des Learning Agreements waren. Also ist manchmal auch noch mehr drin: Es ist nur Eigeninitiative und Engagement gefragt!

Stipendien und andere Unterstützungen

Teil des ERAMUS+ Programm sind monatliche Teilstipendien. Die Höhe der monatlichen Rate bezieht sich dabei auf die Einteilung in drei Ländergruppen.

  • Gruppe 1: mindestens 250€ monatlich: Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Lichtenstein, Norwegen, Österreich, Schweden
  • Gruppe 2: mindestens 200€ monatlich: Belgien, Griechenland, Island, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Zypern
  • Gruppe 3: mindestens 150€ monatlich: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn

Die Gruppen sind nach den Lebensunterhaltungskosten der jeweiligen Länder eingeteilt. Wie ich später erfahren habe, kann die Höhe der Rate sich auch von Universität zu Universität unterscheiden, beträgt aber immer mindestens den oben angegebenen Satz. Es kann sich auch unterscheiden, ob das Geld monatlich oder in einem anderen Turnus ausgezahlt wird.

Auf Grund von Kürzungen der Gelder und eine höhere Anzahl an Erasmusstudierenden in dem Jahr, in dem ich gefahren bin, habe ich den Betrag leider nicht für die genaue Anzahl der Monate erhalten, die ich vor Ort war. Aber dies war wohl eine Ausnahme. Der Grundstock für den Auslandsaufenthalt ist trotzdem gelegt. Wichtig ist dabei, dass man während seines Aufenthaltes alle Monatsraten bis auf die letzte erhält. Diese wird erst nach Rückkehr und bei erfolgreicher Abgabe der dann geforderten Dokumente ausgezahlt.

Man kann sich allerdings noch zusätzlich für Auslands-Bafög oder andere Stipendien bewerben. Das Auslands-Bafög ist unabhängig von dem Inlands-Bafög, d.h. es kann auch Studierenden bewilligt werden, die keinen Anspruch auf Inlands-Bafög haben. Ich habe mich für ein Teilstipendium der Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft (WLUG) beworben und dieses auch bekommen. Es beinhaltete eine einmalige Zahlung. Es stehen neben dem Auslands-Bafög viele andere Stipendien zur Verfügung, welche jedoch für Euch persönlich in Frage kommen (bzgl. der Anforderungen usw.), besprecht Ihr am besten mit den Mitarbeitern des International Office an Eurer Uni. Zusätzlich kann ein familiärer Privatkredit allerdings auch nicht schaden, wenn man die Möglichkeit dazu hat: Wie bei so Vielem kann man seine Auslandszeit ohne finanzielle Engpässe einfach besser genießen.

Der Auslandaufenthalt wird einem zudem noch durch andere Unterstützungen vor Ort erleichtert. Für ERASMUS+ Studierende fallen z.B. keine Studiengebühren an. Außerdem gibt es, wie oben bereits erwähnt, Organisationen wie ESN, die einem den Einstieg erleichtern und die Universitäten bieten meist Einführungstage und Sprachkurse an. Eine finanzielle Erleichterung ist zudem, wenn man sich an seiner Heimatuniversität für die Dauer des Aufenthalts beurlauben lassen kann. Dann muss in der Zeit auch kein Semesterbeitrag bezahlt werden. Ich habe mich für ein Semester beurlauben lassen, dies ging aber nur, da ich nicht vorhatte, in dem Semester Prüfungen an meiner Heimatuniversität zu absolvieren. Falls Ihr nämlich zusätzliche Leistungen erbringen wollt (in welcher Form auch immer), dürft Ihr nicht beurlaubt sein.

 

All diese Punkte bieten eine hervorragende Grundlage, sich auf eine ungewisse Zeit auf ein fremdes Land einzulassen – sie bieten eine Sicherheit sich zu trauen, den Schritt ins Unbekannte zu wagen und erleichtern zudem die Organisation erheblich, da der Kontakt, die Verträge und der Ablauf geregelt sind. Selbst mit ERASMUS+ hatte ich das Gefühl, dass im vorneherein und nachhinein viel zu organisieren und zu erledigen war, ohne wäre es aber noch bei weitem mehr gewesen. Weitere Infos zu ERASMUS+ der Universität Bielefeld, findet ihr hier.

Zudem ist die Zeit im Ausland wirklich persönlichkeitsbildend und es ist nicht nur ein Klischee. Man erwirbt interkulturelle Erfahrung, Toleranz, soziale Kompetenzen, eine Stärkung des Selbstvertrauens und somit der Persönlichkeit. Zusätzlich ist ein Auslandssemester natürlich auch im Lebenslauf sehenswert.

Daher bin ich froh, mich für ERASMUS+ entschieden zu haben und werde Euch demnächst noch in einem weiteren Beitrag erzählen, wie die Unterstützung und der Aufenthalt in Oulu/Finnland aussah (Wohnungssuche/Veranstaltungsauswahl/Leben in Finnland/…).

Falls ich (hoffentlich) Euer Interesse geweckt habe, Ihr jedoch kein Auslandsstudium integrieren könnt, könnt Ihr auch ein ERASMUS+ Praktikum im Ausland absolvieren. Falls Ihr doch studiert, ist es vielleicht auch interessant zu wissen, dass man das Auslandssemester mit einem Praktikum verbinden kann.

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Hilke Autor
Name: Hilke
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