Der Besuch im Anne Frank Museum, Amsterdam
Tags: Amsterdam, Anne Frank, Haus, Holocaust, Juden, Museum, Niederlande, Prinsengracht
Im August habe ich zum ersten Mal das Anne Frank Huis in Amsterdam besucht. Trotz der wahnsinnig langen Schlange nahm ich die eine Stunde Wartezeit gerne in Kauf.
Das Museum
Durch diverse Bücher, die ich mir im Laufe der Jahre über Anne Frank und ihrem Leben angeschafft habe, bin ich in diesem Fall kein Neuling. Somit hatte ich schon gewissen Erwartungen an die Ausstellung. Als ich auf der Prinsengracht eintraf sah ich schon vom weiten das alte Kaufmannshaus. Dieses stand nach dem Krieg jahrelang leer uns sollte sogar abgerissen werden. Daraufhin wurde mit Hilfe von Otto Frank und einer Gruppe Amsterdamer Bürger die Anne Frank Stiftung gegründet und das Haus so vor dem Abriss verschont. Durch das Haus mit der Nummer 267 tritt man heute in das Museum ein. Zunächst wird der Besucher durch die einstigen Lagerräume der Firma von Otto Frank geführt. Diese sind komplett leer und an den Wänden sind einzelne Stellen aus Anne Franks Tagebuch zitiert (alles in Englisch). Der Besucher kann sich beim Rundgang durch das Haus so viel Zeit lassen, wie er braucht (es gibt keine Führungen). Im ersten Stock des Hauses erzählt Miep (Video) wie die Untergetauchten in ihrem Versteck lebten. Im zweiten Stock geht der Besucher durch die damaligen Büroräume. Es gibt ein kleines Miniaturmodell von den einzelnen Räumen im Hinterhaus. Zum Hinterhaus gelangt man über den noch immer bestehenden Drehschrank (ob es das Original ist, weiß ich nicht). Von hieraus betritt man die Wohnräume der acht Untergetauchten. Die Zimmer sind komplett leer und sehr verdunkelt um die original Aufzeichnungen (die vor den Deutschen gerettet wurden) von Anne Frank und den weiteren Untergetauchten zu schützen.
Wenn man durch das Zimmer der Eltern in das Zimmer von Anne und ihrer Schwester eintritt, dann befindet sich an der Wand die, über zwei Jahre, in Bleistift eingetragen Körpergrößen der beiden Mädchen.
Im Zimmer von Anne Frank sind, gesichert durch einen Rahmen aus Plexiglas, die einzelnen Bilder von Annes damaligen Idolen an den Wänden. Durch den Waschraum gelangt man in die nächste Etage, wo u.a. der größte und meist genutzte Aufenthaltsort der Untergetauchten war. Vom Hinterhaus gelangt man in einen moderneren Ausstellungsraum, wo man über das weitere Schicksal der acht Menschen erfährt. Zudem befindet sich in einem der Räume das Original Tagebuch von Anne Frank und diverse schriftliche Aufzeichnungen. Im Weiteren wird der Besucher zu einem Café und natürlich dem Shop geleitet. Zudem gibt es einen kleinen Bereich, in dem das Leben von Annes größerer Schwester beschrieben wird.
Meine Eindrücke zu diesem Museum
Ich bin mit der Erwartung in das Museum gegangen, um durch die Umgebung, ganz nah an die acht Personen und besonders an Anne Frank heran zu kommen. Ich wollte Räume vorfinden, wo man denkt, dass diese acht Menschen gerade noch da gewesen sind. Von daher war ich enttäuscht, dass wirklich alle Räume in dem Haus in der Prinsengracht 263, abgesehen von den Schriftstücken, leer waren.
Demnach hatte ich, trotzt der netten Hinweisen der Reiseführer, dass diese Ausstellung den Besucher emotional mitnehmen könnte, keine emotionalen Ausbrüche.
Natürlich ist es verständlich, dass die ganzen Originale gar nicht mehr auffindbar sind, da die Deutschen die Häuser der Juden immer komplett leer geräumt hatten. Aber in vielen Büchern sieht man, wie die Zimmer durch Mithilfe von Zeitzeugen wieder eingerichtet wurden. Ich glaube, wenn die Zimmer dieses Gefühl von „hier hat gerade noch jemand gelebt“ ausstrahlen und zusätzlich dem Besucher die Geschichte dieser Personen bekannt ist, so baut man ein viel größeres emotionales Verhältnis zu diesen Räumen auf. Deswegen hat mich auch am meisten die Stelle im Hinterhaus „emotional“ mitgenommen, wo ich die Einzeichnungen der Körpergrößen von Anne und ihrer Schwester an der Wand gesehen haben. Als ob sie gerade die letzte aktuellste Größe eingezeichnet hätten. Genauso die Bilder, die in Annes Zimmer verblieben sind.
Im Weiteren denke ich aber auch, dass es schwer ist in so einem Haus, welches sehr hoch und schmal gebaut ist, solche Veränderungen vorzunehmen, dass der Besucher in Räume blicken kann, in der sie die Möbel und Habseligkeiten der Familien vorfinden. Meines Erachtens ist dies bautechnisch nicht möglich, was allerdings schade ist.
Zu den original Schriftstücken möchte ich noch erwähnen, dass es schön war, z.B. das original Tagebuch zu sehen, allerdings waren es zum Ende hin zu viele Schriftstücke. Ich weiß jetzt schon gar nicht mehr von wem die, abgesehen von Anne Frank, überhaupt waren. Dies ist für mich ein Zeichen, dass von einem Medium zu viel präsentiert wurde und sich somit Wort, Stimme und Bild nicht genügend abgewechselt haben. Das soll allerdings nicht heißen, dass ausschließlich nur Schriftstücke vorhanden waren. Videos von Zeitzeugen und geschichtlichem Hintergrund sowie Bilder waren auch vorhanden.
Abschließen kann ich sagen, dass sich der Besuch im Anne Frank Museum trotzt der Kritikpunkte gelohnt hat. Die einzelnen Ausstellungsstücke/Schriftstücke und die Präsentation der Zimmer wurden alle sehr schlicht gehalten, vielleicht auch, um nicht auf das Haus und das Versteckt selbst den Blick zu richten, sondern eher auf die Person Anne Frank, ihrem Leben und ihrem Tagebuch.
(Wir schützen eure Daten, die Google Karte wurden entfernt)
Tipp: Bestellt die Karten Online vor und erspart euch mehr als eine Stunde Wartezeit vor dem Museum!
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